Mit sehr viel Geduld ans Ziel
Am Ende hat das »Israelprojekt« mit Sabine Kneidinger bis heute ganze fünf Jahre gedauert. Nach der gemeinsamen Reise im Jahr 2018, folgte 2020 die Crowdfunding Phase für unseren Bildband und die anschließende Umsetzung. Nun, wieder zwei Jahre später, haben wir mit der Ausstellung und dem Workshop in Linz alle Maßnahmen realisiert, die wir uns vorgenommen hatten. Wir wären sicherlich früher dran gewesen, wenn uns nicht die Corona-Zeit des Öfteren einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Wir haben während der Projektphase viele gute Erfahrungen machen dürfen, haben über das Projekt viele Menschen kennengelernt und bedanken uns herzlich an dieser Stelle bei all unseren UnterstützerInnen. Am Ende ziehen wir ein kurzes und knappes Fazit: Immer wieder gerne!
Und gemeinsam haben Sabine und Frank, dass sie sich immer wieder treffen, um auf Reisen zu gehen. Und eine Reise hat sie vor einigen Jahren nach Israel geführt. Und da haben sie sich auf ein Thema eingelassen, das durchaus brisant, komplex und schwierig ist – politisch, sozial, insgesamt – wie wir alle wissen.
Nichtsdestotrotz haben sie versucht, sich mit dem Genre der Reportagefotografie dem Land und den Menschen zu nähern. Wie wir sehen können, haben die Beiden das mit einer ziemlichen Professionalität getan. Das bedeutet, man sieht sehr schnell, dass sie wissen, was sie tun. Vom handwerklichen Aspekt wie sie Bilder sehen, komponieren, bearbeiten und an die Wand bringen. Aber es geht nicht nur darum, perfekte, handwerklich gute Bilder zu machen, sondern sich auch mit den Inhalten auseinanderzusetzen und in ein Thema einzutauchen und in die Tiefe zu gehen. Und das haben sie auf dieser Reise ganz eindrücklich gemacht. Zwar haben sie parallel – mehr oder weniger getrennt voneinander – ihre eigenen Themen fotografisch umgesetzt, jedoch von Anfang an in dem Bewusstsein, ihre kleinen Geschichten und Episoden später in einem gemeinsamen Fotobildband zu präsentieren.
Die Ergebnisse sehen wir heute nicht nur in einem Buch, sondern auch mit dieser Ausstellung. Und dann gibt es auch noch einen Workshop, den sie morgen für eineinhalb Tage hier in der Prager Fotoschule zum Thema »Reportagefotografie und Buchgestaltung« geben.
Ich würde die Beiden jetzt gerne mit einbinden und möchte dich, Sabine, gerne fragen: wie geht es dir dabei, zu zweit immer wieder Projekte zu entwickeln oder Reisen zu machen und sich mit einem Thema auseinanderzusetzen? Ich muss dazu sagen, ich bin ein Einzelgänger und mag es überhaupt nicht.
Sabine Kneidinger: Ich glaube, wir sind sehr unterschiedlich. Oftmals sehen wir uns am Tag gar nicht so viel. Wir trennen uns oft und fotografieren. Am Abend kommt man wieder zusammen und bespricht Sachen oder zwischendurch und ich glaube, das ist es, was es ausmacht. Wir sind zusammen am gleichen Fleck, zur gleichen Zeit. Der eine links, der andere rechts und am Ende treffen wir uns in der Mitte – so wie in unserem Bildband.
Frank Niedertubbesing: Das erste Mal sind wir 2016 in Vietnam unterwegs gewesen und danach haben wir uns immer wieder verabredet, um gemeinsam eine Reise zu machen. Natürlich ging es nicht nur um das gemeinsame Losfahren und Fotografieren. Bei der Reise nach Israel haben wir uns im Vorfeld schon darüber ausgetauscht, dass aus dem Abenteuer auch ein Buchprojekt entstehen soll. Und seit 2018 betreiben wir das Projekt und haben auch schon die nächsten Pläne.
Was mich und viele daran auch noch interessiert ist die Frage: wenn ihr gemeinsam editiert und euch wahrscheinlich auch gegenseitig Feedback gebt – seid ihr da sehr streng miteinander oder ist der eine oder andere sogar mal beleidigt?
Frank Niedertubbesing: Nein, das wäre übertrieben, aber aus dem Israelprojekt kann ich berichten, des es manchmal schon vorkam, dass wir uns gegenseitig die Bilder »gekillt« haben. Aber am Ende ist man dann doch ganz froh, dass jemand einen anderen Blick auf die eigene Bildauswahl wirft.
Sabine Kneidinger: Ja, das kann ich tatsächlich ähnlich beschreiben. Viele von euch – vor allem die in der Fotoschule waren – kennen diesen Spruch wahrscheinlich: »Kill your darlings«. Man muss seine Lieblingsbilder manchmal weglassen, wenn es nicht zwingend die sind, die die Strecke braucht. Und ich finde es total gut, wenn das jemand anderes macht. Insofern habe ich das eigentlich ganz gut gefunden, dass da noch eine zweite Person mitwirkt.
Das Spezielle an dem Buchprojekte ist auch, dass man es sich von hinten nach vorne und dann wieder von vorn und hinten ansehen kann – und man trifft sich dann in der Buchmitte. War das auch von Anfang an so geplant oder wann ist die Idee entstanden?
Frank Niedertubbesing: Das wäre übertrieben, dass wir das von Anfang an so geplant haben. Irgendwann kommt die Frage auf, wie bringen wir unsere Ideen konzeptionell zwischen zwei Buchdeckel. Wie kann man zwei unterschiedliche Fotoansätze in einem Buch vereinen? Wechseln sich die Strecken ab oder wie macht man das? Und dann gibt es ein paar gestalterische Varianten, die sich anbieten, um das Konzept umzusetzen. Wir sind recht schnell auf diese Idee des Wendebuchs gekommen. Man trifft sich in der Buchmitte und es geht dann irgendwie schön zusammen.